Natural Fitness: Fit auf die natürliche Art
Supplemente
Supplemente: notwendig oder verzichtbar?

Supplemente sind künstlich hergestellte Nahrungsergänzungsmittel, vor allem Vitamin- und Mineralstoffpräparate. Sie haben den Nachteil, in unnatürlich hohen Konzentrationen vorzuliegen. Die Idee der Nahrungssupplementation stammt aus den USA, wo sie seit den 1980er-Jahren in Mode ist. Die wissenschaftliche Erforschung, wie isolierte Gaben hochdosierter Supplemente auf den gesunden, gut versorgten Organismus wirken, liegt noch in den Anfängen[1]. Forscher der Universität von Auckland (Neuseeland) analysierten Studien der Jahre 1966 bis 2010 mit insgesamt 12.000 Teilnehmern und fanden heraus, dass isolierte Calciumgaben eine leicht erhöhte Herzinfarktrate im Fünfjahresvergleich nach sich zogen, wenn das über die Nahrung zugeführte Calcium bereits 800 mg oder mehr pro Tag betrug[2].

Überdosierungen von Vitaminen, das heißt kurzfristig eine 50 – 100-fache Tagesdosis oder langsfristig eine 5-fache Tagesdosis, treten häufiger bei den fettlöslichen Vitaminen A und D auf, da der Körper die wasserlöslichen leichter über den Urin wieder los wird.

Die Anwendung von Supplementen beruht also letztlich auf subjektivem Glauben und dem Vertrauen auf die Wirkung („Das macht doch jeder. Das kann doch nicht falsch sein!“). Supplementierung hat aus meiner Sicht nur eine einzige Berechtigung, nämlich dann, wenn bei Ihnen ein nachgewiesener Mangel vorliegt. Den sollten sie baldmöglichst beheben.

Noch ein Wort zu Eiweißpräparaten. Wenn Sie nicht einer der drei sind, die um die olympische Goldmedaille im Gewichtheben konkurrieren, reicht Ihnen die durch die Nahrung aufgenommene Eiweißmenge locker aus, selbst bei einer Low-Carb-Diät (eiweißbetonte, kohlenhydratreduzierte Diät). Falls Sie es nicht lassen wollen: Creatin, ein körpereigener aminosäurenbasierter Stoff, wird im Sport seit Jahrzehnten zur Leistungssteigerung eingesetzt. Creatin ist wohl weitgehend nebenwirkungsfrei (bisweilen gibt es Blähungen und schlechten Atem), aber nicht bei jedem wirksam. Ich nehme kein Creatin, sondern Magerquark[3], um meine Leistung zu stabilisieren.

Viele unserer Nahrungsmittel sind mit Ergänzungen künstlich angereichert. Falls Sie sich ihre Vitamin- und Nährstoffbilanz nicht durcheinanderbringen lassen wollen, werfen Sie einen genauen Blick auf die Verpackungen, bevor Sie zur Kasse gehen.

Viel hilft nicht immer viel

Folgende Empfehlung der DGE spiegelt meine Meinung in Kürze wider: „Dem fehlenden Nutzen der Einnahme von Vitaminpräparaten steht sogar das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Zufuhrmengen gegenüber, insbesondere dann, wenn hoch dosierte Präparate über eine längere Zeit eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden.“[4]

Falls Sie ambitionierter Bodybuilder in der Vorwettkampfphase mit strikter Reduktionsdiät sind, kann sich die Einnahme eines Mulitvitaminpräparates eventuell als sinnvoll erweisen. Um Überdosierungen zu vermeiden, und falls Sie es professionell angehen wollen, lassen Sie Ihr Blut regelmäßig von einem kompetenten Sportarzt untersuchen und bauen Sie Ihre Supplementierung entsprechend der Analyse Ihres Blutes auf.

Fazit: Ein gesunder, vernünftig ernährter Sportlerorganismus braucht keine Supplementierung. Eine prophylaktische Einnahme von Präparaten führt allenfalls zu Falsch- und Überdosierung und nachteiligen Folgen für Gesundheit und Leistung. „Es existiert nach momentanem Kenntnisstand kein Mikronährstoff, dessen Zufuhr in Höchstdosen die sportliche Leistungsfähigkeit eindeutig unterstützen würde.“[5]

[1] Einige Studien über „Medizin: Wann Vitamintabletten schaden“ zitiert Nina Weber im Spiegel Online vom 06.06.2012; http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/medizin-wann-vitamintabletten-schaden-a-836108.html, abgerufen am 30.04.2013.

[2] „Effect of calcium supplements on risk of myocardial infarction and cardiovascular events: meta-analysis“ | BMJ: http://www.bmj.com/content/341/bmj.c3691, vom 30.07.2010, abgerufen am 30.04.2013. Kritische Besprechung durch DGE-Kommentar: „Calciumsupplemente: erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten?“, vom 15.12.2010: http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1110, abgerufen am 30.04.2013.

[3] Laut Loeffelholz, Ernährungsstrategien, S. 215, „gibt es inzwischen aktuelle und handfeste Beweise dafür, dass normale Kuhmilchprodukte – regelmäßig um das Training herum verzehrt – nicht nur die Stickstoffbilanz verbessern, sondern einen sichtbaren Muskelzuwachs auslösen. “

[4] DGE-Pressemitteilung: „Bunte Pillen für’s gute Gewissen – Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?“, vom 04.12.2012; http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1249, abgerufen am 26.04.2013.

[5] Loeffelholz, Ernährungsstrategien, S. 361